Besondere Menschen und ihre Fahrzeuge
Auf Power-Portraits stelle ich besondere Menschen vor, die mit ihren technischen Geräten auf die ein oder andere Art Einfluss auf unsere Mobilität genommen haben oder dies noch heute tun. Dies kann mit Fahrzeugen, Flugzeugen oder auch Schiffen geschehen sein. Manch faszinierende Persönlichkeit hat Rekorde aufgestellt, andere etwas erfunden und wieder andere haben sich mit Kunst, Kultur oder Events in der Szene verdient gemacht.
Trucker Frauen als motorisierte Pioniere
Einen besonderen Schwerpunkt setze ich auf Frauen, die nicht nur als Truckerin im motorisierten Bereich Pionierarbeit leisten. Denn in der technischen Männerdomäne Mobilität sind Trucker Frauen noch zu wenig sichtbar, obwohl sie überall präsent ihren männlichen Kollegen in nichts nachstehen. Oft ist Ihr Kampf um ein Cockpit zwangsläufig auch ein Beitrag zu einer selbstverständlicheren Gleichberechtigung der Truckerinnen in der Branche.
Charakterköpfe zeigen, dass es geht
Power-Menschen halte ich als Ideengeber und Vorbilder nach wie vor für wichtig. Die Logistik-Branche lebt von Innovationen, gleichzeitig erhöht sie durch immer perfektere Technik und Abläufe ständig den Takt. Deshalb sind Trucker Frauen und Charakterköpfe auch in den Trucks wichtig, die durch Berufs- und Lebenserfahrung eine Balance gefunden haben, die den Spaß am Fahren nach wie vor mit Lebensfreude verbindet. Auch solche Trucker stelle ich auf Power Portraits vor.
TV-Moderatorin Mai-Thi Nguyen-Kim: natürlich Chemie

Die Karriere von Mai-Thi Nguyen-Kim ging schon in frühen Jahren steil bergauf: So studierte sie Chemie nicht nur am renommierten MIT, sondern promovierte unter anderem auch an der Harvard University. Sie hätte eine klassische Karriere als Chemikerin hinlegen können. Stattdessen begeistert sie nun Jung und Alt für Chemie auf ihrem YouTube-Kanal und als Moderatorin des TV-Formats „Quarks & Co“. Und so entwickelte sie sich ganz nebenbei auch zum Vorbild für Frauen in den MINT-Wissenschaften.
Das Wunder vom Bierschaum chemisch erklärt
Über eine halbe Millionen Abonnenten begeistert die 32-Jährige mit Fakten und Analysen über Chemie im Alltag. Innerhalb weniger Minuten erklärt sie zum Beispiel ganz wissenschaftlich das Wunder des Bierschaums oder geht der Frage nach, ob tatsächlich die Kälte daran schuld ist, wenn wir uns eine Grippe einfangen. Zu ihrem Erfolgsgeheimnis zählt mit Sicherheit die Prise Humor, die sie in ihren Videos einstreut. Und so gibt sie auch schon mal mit einem Augenzwinkern bekannt, sie wolle „Wissenschaft wie eine Seuche verbreiten“. Gelegenheit dazu hat Nguyen-Kim seit 2018 nun auch als Moderatorin der TV-Sendung „Quarks & Co“ im WDR.
Frauen-Klischees spielten bei ihrer Berufswahl keine Rolle
Dass Chemie keine typische Domäne für eine Frau sei, hat sie bei ihrer Studienwahl wenig beeinflusst. Schon in jungen Jahren begeisterte sie ihr Vater für Chemie, der ihr früh vermittelte, wie alltäglich Chemie ist. Ein Schlüsselmoment sei für sie gewesen, als ihr Vater ihr in einer Drogerie nicht nur die Inhaltstoffe eines Shampoos erklären konnte, sondern auch selbst an der Entwicklung eines Inhaltsstoffs mitgewirkt hatte. Die Klischees gegenüber Frauen in den Naturwissenschaften wurden ihr erst sehr viel später bewusst. Dass Frauen einen Platz in der Chemie haben, muss Nguyen-Kim nicht mehr beweisen, denn ihre Erfolge sprechen inzwischen für sich. 2018 prämierte sie unter anderem eines der größten Medienhäuser Deutschlands, der Georg von Holtzbrinck Verlag, als Wissenschaftsjournalistin des Jahres. Und auch als Autorin debütierte die Wissenschaftlerin mit ihrem Buch „Komisch, alles chemisch“. Bei so viel Erfolg in jungen Jahren darf man gespannt bleiben, was das junge Allround-Talent in Zukunft noch hervorbringen wird.
Bildquelle: totojang1977/Adobe Stock
Amerikas bedeutendste Pharmakologin und Biochemikerin

„Ich wollte alles lernen, alles, was ich sah. Was ich in der Schule lernte, stellte mich nie zufrieden.“ Gertrude Belle Elion wurde am 23. Januar 1918 in New York City als Kind von Einwanderern geboren. Mit 15 Jahren muss sie miterleben wie ihr geliebter Großvater an Magenkrebs stirbt. Sie beschließt schon im jungen Alter, eine erfolgreiche Wissenschaftlerin zu werden, um ein Mittel gegen Krebs zu finden.
„Niemand nahm mich ernst“
So studiert Elion am Hunter College und schreibt sich als einzige Frau in ihrem Semester an der New York University (NYU) für Chemie ein. 1941 erhielt sie ihren Abschluss als Master of Science. Bereits zu dieser Zeit wird sie von zahlreichen Vorurteilen konfrontiert: „Niemand nahm mich ernst. Alle fragten, warum ich Chemikerin sein wollte, wenn doch sonst keine Frau das wollte. Die Welt wartete nicht auf mich.“
Im gleichen Jahr stirbt ihre große Liebe kurz vor der Hochzeit an einer Herzmuskelentzündung. Für Elion brach eine Welt zusammen. Ihr Wunsch wächst, lebensrettende Medikamente zu entwickeln.
Nur männliche Forscher erwünscht
Ihr Traum von einer akademischen Karriere nach dem Masterabschluss scheitert jedoch aufgrund der Arroganz männlicher Professoren. Da sie wegen ihres Geschlechts keine Stelle als Forscherin erhält, arbeitet sie zunächst als High-School-Lehrerin für Physik und Chemie. Ein Jahr später verdiente sie dann ihren Lebensunterhalt als Lebensmittelchemikerin bei der „Quaker Maid Co.“ in Brooklyn.
Nach dem Eintritt des 2.Weltkrieges in den USA 1944 ändern sich jedoch ihre beruflichen Chancen. In Folge des einhergehenden Männermangels öffnen sich für Frauen die Türen für Berufe in Männerdomänen. So erhält Elion ihren langersehnten biochemischen Forschungsplatz als Assistentin von George Hitchings in dem Pharmaunternehmen „Burroughs Wellcome“, bei dem sie die nächsten 39 Jahre arbeiten wird.
Bahnbrechende Erfolge
Während ihrer Zeit dort schafft sie sowohl allein als auch gemeinsam mit Hitchings beachtliche wissenschaftliche Erfolge. Unter Anderem finden sie heraus, wie Tumore durch gezielte Eingriffe im Zellhaushalt zerstört werden. Das Forscherteam entwickelt daraus unzählige pharmakologische Wirkstoffe, so auch das erste Immunsuppressivum, welches das Weiterleben nach Organtransplantationen ermöglicht sowie Mittel gegen Gicht und Herpes.
Auch entwickeln sie sogenannte Antimetaboliten, die vom Körper in die Erbsubstanz kranker Zellen eingebaut werden und diese schließlich zum Absterben bringen. Das darauf basierende und bahnbrechende Medikament Mercatopurin macht zu diesem Zeitpunkt erste Behandlungen von Leukämie möglich und senkt die Sterblichkeitsrate bei Kindern um 80 Prozent.
Mit ihren jahrelangen Teamkollegen Hitchings und James W. Black erhält Elion 1988 den Nobelpreis für Medizin und Physiologie. Schließlich stirbt sie am 21. Februar 1999 genau so wie sie gelebt hatte – aktiv bis zum letzten Tag. Bei einem täglichen Spaziergang bricht sie zusammen und stirbt im Alter von 81 Jahren im North Carolina Hospital.
Der Erfinder des Scheibenwischers ist weiblich

Im Jahr 1903 war das Automobil und alles, was damit zusammenhing, hauptsächlich eine Männerbastion. Dennoch war es eine clevere Frau, die den Scheibenwischer erfand. Und das, noch bevor Henry Fords erstes Auto produziert wurde: Mary Anderson aus New York.
Mary Anderson beobachtete Autofahrer bei schlechtem Wetter
Während sie in den Straßen von New York unterwegs war, bemerkte Mary Anderson, dass die Autofahrer bei schlechtem Wetter Probleme bekamen. Bei Regen und Schnee mussten sie ständig aussteigen und ihre Frontscheibe abwischen. Für die junge Frau stand fest: ein automatisches Wischblatt musste her. Zeitgleich mit Robert Douglass und John Apjohn meldete Mary Anderson das Patent auf ihre Erfindung an. Zugesprochen wurde es ihr, da nur ihre Vorrichtung wirklich funktionierte.
Handbetriebener Scheibenwischer sorgte seither für klare Sicht
Das Patent zu ihrer Erfindung wurde Mary Anderson am 10. November 1903 vom US Patent Office übergeben. Ihre Vorrichtung verfügte über einen in Lenkradhöhe angebrachten Hebel, der vom Fahrer per Hand betätigt werden konnte. Wurde der Hebel bedient, setzte sich ein gefederter Schwingarm mit einem Gummiband in Bewegung und kehrte danach wieder in seine Ausgangsposition zurück. Auf diese Weise wurde mit gleicher Technik wie heute für freie Sicht gesorgt.
Die Weiterentwicklung des Scheibenwischers übernahmen die Männer
Das erste in Deutschland zugelassene System zur Entfernung von Regen und Schnee von der Frontscheibe konnte sich Heinrich von Preußen, der Bruder von Kaiser Wilhelm II. patentieren lassen – am 24. März 1908. Der erste elektrisch betriebene Scheibenwischer wurde 1926 von Bosch auf den Markt gebracht. 1964 schließlich gelang einem US-amerikanischen Professor für Ingenieurswissenschaften, Robert Kearns, die Erfindung des Intervallscheibenwischers. Nachdem die Robert Bosch GmbH 1999 die gelenklosen Flachbalken-Wischer vorgestellt hat, die heute in nahezu jedem Neufahrzeug verbaut sind, gab es keine nennenswerten Weiterentwicklung mehr.
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Die unbekannte Heldin der ersten Mondlandung

„Das ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein großer Sprung für die Menschheit.“ So kennen wir alle das heldenhafte Zitat des amerikanischen Astronauten Neil Armstrong, der 1969 als erster Mensch bei der Raumfahrtmission „Apollo 11“ den Mond betrat. Er wird noch heute als einer der tapfersten und furchtlosesten Menschen der Geschichte gefeiert, doch dass eine Frau namens Margaret Hamilton für dieses prägende Ereignis verantwortlich ist, wissen die Wenigsten. Doch ohne sie hätte Armstrong vermutlich nie die Worte „Der Adler ist gelandet“ sagen können.
Die erste Programmiererin unserer Zeit
Margaret Hamilton, geboren am 17. August 1936 in Indiana, gilt als eine der ersten Software-Programmiererinnen. Während ihres Mathematik- und Philosophie-Studiums an dem Earlham College in Richmond, brachte sie sich selbst das Programmieren bei. Dort lernte sie auch ihren zukünftigen Mann James Hamilton kennen, mit dem sie später eine Tochter bekam. Nachdem Hamilton ihren Abschluss 1958 machte, zog sie mit ihrem Mann nach Boston. Dort besuchte er die Harvard Law School, während sie am Massachusetts Institute of Technology eine Stelle als Softwareentwicklerin annahm. Dies war eigentlich nur vorübergehend bis zum Abschluss ihres Mannes gedacht, denn anschließend wollte sie selbst wieder die Universität besuchen und einen weiteren Abschluss machen. Hamilton erhielt jedoch schnell eine führende Position als „Director of Apollo Flight Computer Programming“. Zu dieser Zeit war das Gebiet der Programmierung neu. Computer waren sehr groß und benötigten ganze Räume, wenn nicht sogar Lagerhallen.
„Als ich begann, wusste niemand, was wir machen.“
„Es war wie der Wilde Westen. Es gab keine Kurse. Niemand unterrichtete dieses Fach“, sagte Hamilton. Der Mathematiker Dr. Edward Lorenz leitete Hamilton und so erlernte sie einige Programmiersprachen und begann mit der Entwicklung von Software.
1961 erhielt das MIT Instrumentation Laboratory von der NASA den Auftrag für die Entwicklung des Apollo Guidance Computer. Hamilton war dafür verantwortlich, die On-Board-Flugsoftware zu entwickeln, die notwendig war, um zum Mond zu navigieren, zu landen und zurückzufliegen. Dafür nahm sie sogar ihre vierjährige Tochter Lauren mit, wenn sie am Wochenende arbeiten musste. So multitaskingfähig wie sie selbst, war auch das von ihr entwickelte Softwareprogramm. Bisher konnten gewöhnliche Programme nur Rechenaufgaben abarbeiten. Ihr Mondlandeprogramm aber konnte entscheiden, welche Prozesse wichtig und unwichtig waren. So bedeutete der Fehlercode 1202, dass der Bordcomputer überlastet ist und sich nur noch auf das Wichtigste wie beispielsweise die Landung konzentriert.
Abbruch der Mission droht
Genau dieser Fehlercode wurde einige hundert Meter kurz vor der ersten Landung auf der Mondoberfläche angezeigt. Der Computer wurde von den eingehenden Daten überlastet, konnte aber dennoch weiterarbeiten. So konnte in dieser Situation eine sekundenschnelle Reaktion erfolgen: Die Fehlermeldung wurde als ungefährlich eingestuft, die Landung konnte fortgesetzt und die Flagge gehisst werden. Der Grund dafür wurde erst 2005 durch eine Untersuchung aufgedeckt. Demnach hatte das Rendezvous-Radar, das die Annäherung zweier Flugobjekte misst, einen Fehler im Design der Hardware, weshalb der Computer mit falschen Informationen versorgt wurde.
Hamiltons Software wurde danach für weitere Raumfahrtmissionen eingesetzt, wie beispielsweise für die Weltraumstation „Skylab“. Zudem gründete sie ihre eigene Firma Hamilton Technologies, Inc. 2003 bekam sie schließlich für ihre wissenschaftlichen Erfolge den „NASA Exceptional Space Act Award“, der mit 37.200 US-Dollar dotiert war – somit die höchste Summe, die die NASA bis zu diesem Zeitpunkt an einen einzelnen Preisträger ausgezahlt hat. Zuletzt erhielt sie 2016 die „Presidential Medal of Freedom“, verliehen von Barack Obama. „Hamilton steht für eine Generation öffentlich unbekannter Frauen, die dabei mithalfen, die Menschheit ins All zu befördern“, betonte er.
Bis heute inspiriert Margaret Hamilton nicht nur Frauen, in den technischen und naturwissenschaftlichen Bereichen zu arbeiten. Der geniale Geist ihrer Erfindungen inspirierte die nachfolgenden Generationen.
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Die Kapitänin: Beate Stelzer fährt zur See

Seit ihrer Schulzeit wollte Beate Stelzer immer Krankenschwester werden. Jahrelang arbeitete sie in diesem Beruf. Dann beschloss sie, eine zweite Karriere zu starten – in der Hochseeschifffahrt.
Nach ihrer Ausbildung zur Krankenschwester arbeitete die Berlinerin viele Jahre lang in der Intensivpflege. Eine harte Arbeit, mit 50 Stunden Dienst in der Woche. Obwohl sie sehr viel Verantwortung übernahm und großem Stress ausgesetzt war, hatte sie das Gefühl, kaum Anerkennung zu erhalten. Zum Beispiel von männlichen Ärzten, die sich herablassend verhielten. Doch in der täglichen Arbeit lernte Beate Stelzer auch viele Menschen kennen. Immer häufiger stellte sie ihren Patienten Fragen über deren Berufe, dachte auch über eigene Perspektiven nach.
Ein neues Lebensziel
Dann fasste sie den Entschluss, das Abitur zu machen, auf dem zweiten Bildungsweg. Den Abschluss erlangte sie mit 35 Jahren. Ihr Mann konnte all das nicht verstehen. Doch Stelzer ließ sich nicht beirren, suchte aktiv nach einem neuen Tätigkeitsfeld. Sie konsultierte eine Berufsberatung. Dort erzählte sie viel Persönliches, unter anderem Erinnerungen an ihre Kindheit. Beim Ostseeurlaub hatte sie sehnsüchtig weißen Fähren hinterhergeschaut, die am Horizont verschwanden. Im Gespräch entstand eine Idee, die die Krankenschwester noch vor Kurzem für vollkommen ausgeschlossen gehalten hätte: Sie wollte Kapitänin werden.
Der erste Schritt zu einem maritimen Kapitänspatent ist ein Praktikum von sechs Monaten auf einem Schiff. Stelzer stellte Anfragen bei Reedereien – und erhielt viele Absagen. Die traditionellen Schifffahrtsunternehmen hielten generell nicht viel von Quereinsteigern – und von einer erwachsenen Frau noch weniger. Doch mit Unterstützung von der Fachhochschule fand Beate Stelzer ihren Einstieg. Sie setzte sich durch gegen Sticheleien und Mobbing von Machos, sowohl an Bord als auch im Studium. Abschlussnote: 1,0. Die Leistung ist nicht ungewöhnlich, Quereinsteiger sind oft hochmotiviert, denn sie haben sich bewusst für einen schweren Weg entschieden. Danach folgten Diplomarbeit und Patent. Heute fährt Beate Stelzer als Erste Offizierin auf einem großen Containerschiff um die Welt. Sie gehört zu den besten ihres Fachs.
Die Krise als Chance sehen
Die beeindruckende Geschichte der Kapitänin aus Berlin zeigt nicht nur, wie sich Frauen in Männerdomänen durchsetzen können. Beate Stelzer hat auch bewiesen, dass aus einer persönlichen Sinnkrise eine zweite Chance entstehen kann. Sie hat an sich geglaubt, obwohl ihr Umfeld sie nicht unterstützte. Viele Menschen sind in ihrem beruflichen Leben nicht wirklich zufrieden. Das zeigt sich zum Beispiel an Frustration darüber, dass sich Ideen in der beruflichen Praxis nicht umsetzen lassen. Wer das Gefühl hat, die eigenen Potenziale würden im derzeitigen Job nicht genutzt, sollte das ernstnehmen.
Die Ursache für innerliche Anspannung, Unruhe und sogar Ängste, kann eine fehlende Perspektive sein. Das kann sich auch in Spannungen und Konflikten am Arbeitsplatz entladen. Nicht wenige Arbeitnehmer stehlen Sie sich in Gedanken davon, und stellen sich andere, spannendere Tätigkeiten vor. Oder sie stöbern ganz beiläufig im Internet nach Jobangeboten. Wer solche Verhaltensweisen an sich bemerkt, sollte ehrlich die folgenden Fragen stellen: Wie wird sich mein Unternehmen in den kommenden fünf Jahren entwickeln? Und was heißt das für meine Stelle? Passt der eingeschlagene Weg überhaupt noch zu mir?
Auch hochqualifizierten Fachkräften mit profunder Berufserfahrung stellt sich die Sinnfrage. Dafür gibt es verschiedene Gründe. Die können im Bereich der persönlichen Ziele und Ambitionen angesiedelt sein – oder im Unternehmen. Zum Beispiel geben weibliche Fachkräfte in Umfragen immer wieder an, dass männliche Kollegen bei Beförderungen bevorzugt werden. Womöglich ist die nächste Karriereposition aber auch auf absehbare Zeit blockiert durch einen erfahrenen Kollegen. Oder der eigene Arbeitsbereich wird wegrationalisiert, zum Beispiel aufgrund der Digitalisierung.
Der Weg ist das Ziel
Ob Frau oder Mann – die Statistik spricht dafür, die Karriereplanung auch später im Leben noch zu hinterfragen. Die körperliche und geistige Fitness der meisten Menschen reicht heute weit bis über das 70te Lebensjahr hinaus. Daher kann ist ein Neustart auch mit Ende 40 oder sogar Anfang 50 durchaus eine Herausforderung sein, die sich bewältigen lässt. Immerhin stehen voraussichtlich noch etwa 20 bis 25 Jahre aktive Laufbahn bevor. Ein wichtiger Faktor ist selbstverständlich das familiäre Umfeld. Erhält der Schritt die nötige Unterstützung? Oder sind Angehörige ihrerseits auf Hilfe angewiesen? Nicht selten gehen berufliche Sinnkrisen auch von Umbrüchen im privaten Umfeld einher. Wer „es nochmal wissen will“, sollte in jedem Fall alle Faktoren bedenken und nichts überstürzen.
Wer sich selbst wieder oder ganz neu entdecken möchte, muss verstehen: Eine erfüllende Karriere besteht nicht nur aus erlangten Positionen und Gehältern. Wirklich zufrieden ist, wer mit Stolz auf die eigene Entwicklung und die im Laufe der Jahre entwickelten Fähigkeiten schauen kann. Und jeden Tag mit einer Tätigkeit verbringt, die Freude und Herausforderung zugleich ist. Womöglich ist der nächste Entwicklungsschritt im aktuellen Umfeld nicht möglich. Dann kann eine pro-aktiv gestaltete Veränderung neue Leidenschaften wecken. Vielleicht ist das ja die Begeisterung für das Lkw-Fahren?